Für den Mann
Über ein Jahr ist es nun schon her, dass ich diese Jacke für meinen Mann genäht habe. Es war das erste Teil, das ich für meinen Mann genäht habe und ich muss mit schlechtem Gewissen hinzufügen, dass es bis vergangenen Sonntag das einzige geblieben ist (auch wenn ich eine weitere Jacke schon im letzten Frühjahr zugeschnitten hatte).
Am Sonntag abend habe ich dann wenigstens noch ganz schnell eine neue Mütze für meinen Mann genäht, natürlich passend zur Jacke und schön kuschelig warm aus doppellagigem Fleece (dafür habe ich einen alten Fleece-Pulli meiner Mutter zerschnibbelt). Genäht habe ich sie nach dem kostenlosen Schnittmuster aus dem Adventskalender von Näähglück (Hier findet ihr den Schnitt unter der Nr. 1).
Nun aber zur Jacke (und ich sag es lieber gleich, das wird eine etwas längere Geschichte) ...
Zuerst einmal muss ich ja gestehen, dass ich nach wie vor ein wenig stolz auf diese Jacke bin, auch wenn nicht alles perfekt daran ist. Aber diesen Winter habe ich mich ehrlich schon gefragt, wie ich die vor einem Jahr als Nähanfänger überhaupt hinbekommen habe. Zu dem Zeitpunkt konnte ich gerade seit drei Monaten nähen und meine Erfahrung im Jacken-Nähen beschränkte sich auf ein JaWePu in Gr. 68 ...
Aber ich wusste eben auch noch nicht, welche Schwierigkeiten eventuell beim Nähen auf mich zukommen könnten, und so habe ich einfach furchtlos drauflosgenäht. Das furchtlose Drauflosnähen hat dann ungefähr zwei oder drei Wochen gedauert, das Näh- (eigentlich Gäste-)Zimmer war zu dieser Zeit nicht zu betreten, weil es bis in die hinterste Ecke mit irgendwelchen Schnitteilen ausgelegt war und ich habe das ein oder andere Mal ein wenig (oder etwas mehr) gezweifelt, ob das alles so eine grandiose Idee war und ob die Jacke nachher annähernd tragbar würde ...
Und so fing es an: Im Oktober 2014 stellte mein Mann fest, dass seine Winterjacke vom Jahr zuvor völlig hinüber war und er dringend eine neue bräuchte. Eine neue Jacke zu finden, ist aber bei meinem Mann gar nicht so einfach. Er ist eher schmal und es ist unglaublich schwierig, eine Jacke zu finden, die nicht furchtbar bollerig aussieht und bezahlbar ist. Eine Jacke für meinen Mann suchen ist also meist eine ziemlich frustrierende Angelegenheit.
So kam ich auf die Idee (erst ein wenig im Spaß) ihm einfach nach dem Schnitt einer seiner alten Jacken eine neue zu nähen. Aus dem Spaß wurde Ernst und bald war ich auf der Suche nach passendem Stoff. Zunächst wollte ich seinen Tweed-Mantel nachnähen und bestellte statt Tweed Walk, da mein Mann dunkelblau so gut findet und Tweed ja immer eher grau oder braun ist.
Beim Auftrennen des Mantels fand ich den Schnitt aber auf einmal furchtbar kompliziert und unlogisch und deshalb änderte ich noch mal meinen Plan und begann seine schon über fünf Jahre alte Winterjacke nachzunähen. Diese war ursprünglich aus Canvas, daher war ich etwas unsicher, ob sie aus dem dickeren und recht dehnbaren Walk gut aussehen würde, aber es ging dann doch und sie ist nun auch viel wärmer als die alte Jacke! Der Charakter ist jedoch komplett unterschiedlich und es ist geradezu schade, dass es kein Foto von der alten gekauften Jacke gibt.
So habe ich dann losgelegt: Erst einmal habe ich die Hälfte der Jacke aufgetrennt (das hat schon mal mindestens zwei Tage gedauert) um die genauen Schnittmusterteile zu haben und um zu sehen, wie alles genäht wurde (das Innenleben einer Kaufjacke ist wirklich enorm aufschlussreich, ein Blick ins Futter hinein lohnt sich!). Die andere Hälfte habe ich zusammen gelassen, um zu wissen, wie es am Ende aussehen muss ... glücklicherweise mag es mein Mann eher schlicht und ich durfte Extras wie Schulterlaschen und aufgesetzte Brusttaschen weglassen.
Als Futterstoff für die Innenseite habe ich (vielleicht etwas unkonventionell in der Kombination mit Walk) einen windundurchlässigen Stoff von Extremtextil verwendet und den mit Vlieseline gefüttert.
Ich hatte mal überlegt, ob ich den Mantel dazwischen gar nicht mehr zusätzlich fütter, aber da hatte ich dann doch Sorge, dass es nicht warm genug sei. Erst hatte ich dann auch das Futtermaterial für die Isolation von Extremtextil, aber das war viel zu dick. Ich hatte einen Ärmel probeweise damit gefüttert, aber damit sah mein Mann aus wie ein Michelin-Männchen. Dann wollte ich Futter von Warm & Natural bestellen, aber irgendwie war ich dann doch zu ungeduldig und bin einfach in den nächsten Stoffladen gelaufen und habe Vlieseline in zwei Stärken gekauft und letztendlich die dünnere davon gewählt. Mein Mann findet die Tragequalität auf jeden Fall prima und trägt die Jacke jetzt schon den zweiten Winter quasi täglich (Na gut, was soll er auch machen, es ist ja seine einzige Winterjacke ;-) ).
Die Taschen waren eine unglaubliche Fummelei, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, dass das Paspeltaschen sind und daher auch nicht wusste, wie man die näht ...
Nun ja, irgendwie habe ich sie ja dann hingefummelt bekommen. Das Taschenfutter ist aus Flanell.
Der Kragen und die Bündchen sind wie im Original aus einem extrem groben Strickstoff. Ich war unglaublich froh, den bei dawanda gefunden zu haben und er hat auch bisher gut gehalten.
Im Nacken wollte ich auch unbedingt so einen hübschen Beleg machen wie im Original, auch wenn den eigentlich niemand sieht ...
Das Futter habe ich einfach nicht abgesteppt, dazu war ich zu faul, aber es hat bis jetzt alles gut gehalten. Wie im Original habe ich die Taschenbeutel von links mit kleinen Stoffstreifen an nahegelegenen Nähten fixiert, damit sie nicht verrutschen. Auch das Futter habe ich mit der Außenjacke an verschiedenen Stellen genau wie im Original auf diese Weise miteinander verbunden. Das find ich eigentlich sehr schlau, so bleibt alles immer gut am Platz. Vorne ist die Jacke ein klein wenig bollerig geworden, da war ich etwas ungenau mit der Nahtzugabe, aber meinen Mann stört es zum Glück nicht.
Die ganzen abgesteppten Nähte würde ich bei einer weiteren Jacke aus Walk vielleicht offenkantig machen, das geht bei Walk ja so gut, aber ich wollte mich damals möglichst genau ans Original halten, da eh schon alles kompliziert genug war. Die Knöpfe habe ich übrigens einfach von der Originaljacke übernommen.
So, das ist also die Walk-Jacke von meinem Mann. Ich glaube es ist jetzt an der Zeit, dass ich mal wieder etwas Neues für ihn nähe. Pläne gibt es auf jeden Fall schon genug. Ich hoffe, ich finde in den nächsten Wochen endlich Zeit für die Umsetzung.
Und für die gute Laune habe ich zum Schluss noch ein etwas sonnigeres Bild, das schon mal bei etwas besserem Wetter entstanden war (irgendwie sieht der dunkelblaue Walk auf jedem Foto anders aus, aber ich hoffe, ihr könnt euch vorstellen, wie er im Original wirkt ... also wirklich dunkel und eher so wie hier)!
Eure
Kristina
Schnitt: Jacke nach Kaufschnitt, Freebook Wendemütze aus dem Näähglück-Adventskalender
Stoff: Walk Nachtblau von Stoffkontor, Futterstoff von Extremtextil, Strickstoff von Dawanda, Fleece von altem Pulli
Verlinkt bei: Creadienstag, HOT, Kostenlose Schnittmuster, Meertje
Am Sonntag abend habe ich dann wenigstens noch ganz schnell eine neue Mütze für meinen Mann genäht, natürlich passend zur Jacke und schön kuschelig warm aus doppellagigem Fleece (dafür habe ich einen alten Fleece-Pulli meiner Mutter zerschnibbelt). Genäht habe ich sie nach dem kostenlosen Schnittmuster aus dem Adventskalender von Näähglück (Hier findet ihr den Schnitt unter der Nr. 1).
Nun aber zur Jacke (und ich sag es lieber gleich, das wird eine etwas längere Geschichte) ...
Zuerst einmal muss ich ja gestehen, dass ich nach wie vor ein wenig stolz auf diese Jacke bin, auch wenn nicht alles perfekt daran ist. Aber diesen Winter habe ich mich ehrlich schon gefragt, wie ich die vor einem Jahr als Nähanfänger überhaupt hinbekommen habe. Zu dem Zeitpunkt konnte ich gerade seit drei Monaten nähen und meine Erfahrung im Jacken-Nähen beschränkte sich auf ein JaWePu in Gr. 68 ...
Aber ich wusste eben auch noch nicht, welche Schwierigkeiten eventuell beim Nähen auf mich zukommen könnten, und so habe ich einfach furchtlos drauflosgenäht. Das furchtlose Drauflosnähen hat dann ungefähr zwei oder drei Wochen gedauert, das Näh- (eigentlich Gäste-)Zimmer war zu dieser Zeit nicht zu betreten, weil es bis in die hinterste Ecke mit irgendwelchen Schnitteilen ausgelegt war und ich habe das ein oder andere Mal ein wenig (oder etwas mehr) gezweifelt, ob das alles so eine grandiose Idee war und ob die Jacke nachher annähernd tragbar würde ...
Und so fing es an: Im Oktober 2014 stellte mein Mann fest, dass seine Winterjacke vom Jahr zuvor völlig hinüber war und er dringend eine neue bräuchte. Eine neue Jacke zu finden, ist aber bei meinem Mann gar nicht so einfach. Er ist eher schmal und es ist unglaublich schwierig, eine Jacke zu finden, die nicht furchtbar bollerig aussieht und bezahlbar ist. Eine Jacke für meinen Mann suchen ist also meist eine ziemlich frustrierende Angelegenheit.
So kam ich auf die Idee (erst ein wenig im Spaß) ihm einfach nach dem Schnitt einer seiner alten Jacken eine neue zu nähen. Aus dem Spaß wurde Ernst und bald war ich auf der Suche nach passendem Stoff. Zunächst wollte ich seinen Tweed-Mantel nachnähen und bestellte statt Tweed Walk, da mein Mann dunkelblau so gut findet und Tweed ja immer eher grau oder braun ist.
Beim Auftrennen des Mantels fand ich den Schnitt aber auf einmal furchtbar kompliziert und unlogisch und deshalb änderte ich noch mal meinen Plan und begann seine schon über fünf Jahre alte Winterjacke nachzunähen. Diese war ursprünglich aus Canvas, daher war ich etwas unsicher, ob sie aus dem dickeren und recht dehnbaren Walk gut aussehen würde, aber es ging dann doch und sie ist nun auch viel wärmer als die alte Jacke! Der Charakter ist jedoch komplett unterschiedlich und es ist geradezu schade, dass es kein Foto von der alten gekauften Jacke gibt.
So habe ich dann losgelegt: Erst einmal habe ich die Hälfte der Jacke aufgetrennt (das hat schon mal mindestens zwei Tage gedauert) um die genauen Schnittmusterteile zu haben und um zu sehen, wie alles genäht wurde (das Innenleben einer Kaufjacke ist wirklich enorm aufschlussreich, ein Blick ins Futter hinein lohnt sich!). Die andere Hälfte habe ich zusammen gelassen, um zu wissen, wie es am Ende aussehen muss ... glücklicherweise mag es mein Mann eher schlicht und ich durfte Extras wie Schulterlaschen und aufgesetzte Brusttaschen weglassen.
Als Futterstoff für die Innenseite habe ich (vielleicht etwas unkonventionell in der Kombination mit Walk) einen windundurchlässigen Stoff von Extremtextil verwendet und den mit Vlieseline gefüttert.
Ich hatte mal überlegt, ob ich den Mantel dazwischen gar nicht mehr zusätzlich fütter, aber da hatte ich dann doch Sorge, dass es nicht warm genug sei. Erst hatte ich dann auch das Futtermaterial für die Isolation von Extremtextil, aber das war viel zu dick. Ich hatte einen Ärmel probeweise damit gefüttert, aber damit sah mein Mann aus wie ein Michelin-Männchen. Dann wollte ich Futter von Warm & Natural bestellen, aber irgendwie war ich dann doch zu ungeduldig und bin einfach in den nächsten Stoffladen gelaufen und habe Vlieseline in zwei Stärken gekauft und letztendlich die dünnere davon gewählt. Mein Mann findet die Tragequalität auf jeden Fall prima und trägt die Jacke jetzt schon den zweiten Winter quasi täglich (Na gut, was soll er auch machen, es ist ja seine einzige Winterjacke ;-) ).
Die Taschen waren eine unglaubliche Fummelei, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, dass das Paspeltaschen sind und daher auch nicht wusste, wie man die näht ...
Nun ja, irgendwie habe ich sie ja dann hingefummelt bekommen. Das Taschenfutter ist aus Flanell.
Der Kragen und die Bündchen sind wie im Original aus einem extrem groben Strickstoff. Ich war unglaublich froh, den bei dawanda gefunden zu haben und er hat auch bisher gut gehalten.
Im Nacken wollte ich auch unbedingt so einen hübschen Beleg machen wie im Original, auch wenn den eigentlich niemand sieht ...
Das Futter habe ich einfach nicht abgesteppt, dazu war ich zu faul, aber es hat bis jetzt alles gut gehalten. Wie im Original habe ich die Taschenbeutel von links mit kleinen Stoffstreifen an nahegelegenen Nähten fixiert, damit sie nicht verrutschen. Auch das Futter habe ich mit der Außenjacke an verschiedenen Stellen genau wie im Original auf diese Weise miteinander verbunden. Das find ich eigentlich sehr schlau, so bleibt alles immer gut am Platz. Vorne ist die Jacke ein klein wenig bollerig geworden, da war ich etwas ungenau mit der Nahtzugabe, aber meinen Mann stört es zum Glück nicht.
Die ganzen abgesteppten Nähte würde ich bei einer weiteren Jacke aus Walk vielleicht offenkantig machen, das geht bei Walk ja so gut, aber ich wollte mich damals möglichst genau ans Original halten, da eh schon alles kompliziert genug war. Die Knöpfe habe ich übrigens einfach von der Originaljacke übernommen.
So, das ist also die Walk-Jacke von meinem Mann. Ich glaube es ist jetzt an der Zeit, dass ich mal wieder etwas Neues für ihn nähe. Pläne gibt es auf jeden Fall schon genug. Ich hoffe, ich finde in den nächsten Wochen endlich Zeit für die Umsetzung.
Und für die gute Laune habe ich zum Schluss noch ein etwas sonnigeres Bild, das schon mal bei etwas besserem Wetter entstanden war (irgendwie sieht der dunkelblaue Walk auf jedem Foto anders aus, aber ich hoffe, ihr könnt euch vorstellen, wie er im Original wirkt ... also wirklich dunkel und eher so wie hier)!
Eure
Kristina
Schnitt: Jacke nach Kaufschnitt, Freebook Wendemütze aus dem Näähglück-Adventskalender
Stoff: Walk Nachtblau von Stoffkontor, Futterstoff von Extremtextil, Strickstoff von Dawanda, Fleece von altem Pulli
Verlinkt bei: Creadienstag, HOT, Kostenlose Schnittmuster, Meertje
28 Kommentare
@Mareike Kristina schreibt ja ausführlich, dass sie den Schnitt von seiner alten Jacke abgenommen hat und keinen gekauften Schnitt verwendet hat. Sehr viel Puzzlearbeit und eine tolle Leitsung nach drei Monaten Nähen!
Liebe Grüße von Laura
Ich hab meinem Mann bis jetzt noch nicht mal n Shirt genäht g Ich bevorzuge eher kleine (Kinder-)Teile ;)
LG Sandra
LG
Astrid
Wahnsinn! Und auch noch ohne richtiges Schnittmuster und Anleitung!
Sie steht deinem Mann auch wirklich gut und sitzt! Brav, dass er sie auch anzieht – so muss das sein.
Ich freu mich schon sehr auf deine nächsten Männerprojekte!
Liebe Grüße
Charlie
Liebe Grüße