Meine kleine Ladybug – mit Tutorial für Superheldenanzüge
Ursprünglich wollte die Tochter zu Karneval als Elsa gehen, doch irgendwann im Januar entschied sie sich dann plötzlich um und bevorzugte ein Ladybug-Kostüm. Ich selber hatte mich darüber eigentlich gefreut – so eine kleine Superheldin ist doch auch mal ganz nett. Die Tochter mag die Serie Miraculous ganz gerne. Sie schaut sie zwar nicht allzu häufig, aber spielt es liebend gerne nach.
Das Problem war nur, dehnbaren roten Stoff mit schwarzen Punkten zu bekommen. Irgendwann habe ich die Suche danach aufgegeben und entschieden, den Stoff mit Punkten zu bemalen.
Das Bemalen habe ich einfach nach dem Zuschneiden gemacht. Im Nachhinein hätte ich aber vielleicht lieber Kreise aus Plotterfolie ausschneiden sollen. Einen Plotter habe ich nicht (sonst wäre ich wahrscheinlich direkt auf die Idee des Plottens gekommen), aber Kreise sind ja jetzt auch nicht so schwer von Hand auszuschneiden. Ich denke, das Ausschneiden (oder Plotten) wäre einfach etwas schneller gegangen, das Malen war doch recht zeitintensiv.
Auch würde ich, wenn ich es nochmal nähen sollte, die Punkte etwas kleiner machen, dann wäre die Verteilung etwas leichter. Meine Punkte haben ca. 6 cm Durchmesser, 5 cm hätte ich für die ca. 104 cm große Tochter aber doch besser gefunden – evtl. sogar mit zu den Knöcheln und Handgelenken kleiner werdenden Punkten, so wie es bei der Comicfigur Ladybug auch ist. Das ist mir aber erst zu spät eingefallen ...
Die Maske habe ich ebenfalls nach dem Zuschneiden bemalt. Hier habe ich mich bei der Anordnung der Punkte einigermaßen nach dem Vorbild gerichtet.
Da Maske und Anzug recht schnell und einfach genäht sind (wenn man vom Stoff bemalen mal absieht), habe ich für euch ein kleines Tutorial dazu angefertigt.
Für die Kinder-Maske gibt es zunächst eine kleine Vorlage:
Drucke diese aus und schneide sie aus.
Die Maske in dieser Größe passt meiner Tochter mit ca. 50 cm Kopfumfang richtig gut, ich habe die Maske aber nicht für weitere Größen getestet. Je nach Größe des Kindes muss die Maske also angepasst werden. Wenn du die Vorlage nutzen möchtest, kannst dafür die Maske auch einfach vergrößert oder verkleinert ausdrucken. Mir selber passt sie z. B. auf 110 % ausgedruckt wunderbar. Am besten testest du das einmal mit der Vorlage aus, bevor du beginnst die Maske zuzuschneiden.
Übrigens kann man die Vorlage auch prima für eine gebastelte Maske aus Pappe oder Filz verwenden.
Schneide die Maske 2 x aus Jersey (oder anderem nicht ausfransenden Stoff) zu und ein weiteres Mal aus Gewebeeinlage/Vlieseline.
Färbe ggf. die Augenpartie der Gewebeeinlage in der Farbe des Stoffes. Für eine schwarze Maske kannst du auch direkt schwarze Gewebeeinlage nehmen.
Bemale ggf. den Oberstoff der Maske im Wunschdesign, zeichne dir dafür am besten die Nahtzugabe und die Augen auf die rechte Stoffseite. Ich habe hier die Punkte ein wenig in die Nahtzugabe hineingemalt, damit sie wirklich bis zum Rand gehen.
Bügle die Vlieseline / Gewebeeinlage auf die linke Stoffseite des Oberstoffes.
Fixiere ein Gummiband auf beiden Seiten der Oberstoffmaske (rechte Stoffseite, siehe Bild oben) mit ein paar Stichen innerhalb der Nahtzugabe (Enden des Gummibands vorab evtl. mit einem Feuerzeug zum Schmelzen bringen, damit sie nicht ausfransen).
Mein Gummiband ist übrigens 30 cm lang. Je nach Dehnbarkeit und Kopfumfang musst du die Länge aber anpassen.
Nähe nun die Maskenteile rechts auf rechts mit Geradstich aneinander und nähe dabei das Gummiband mit ein. Lasse eine Wendeöffnung an der Seite offen. Kürze die Nahtzugabe rundherum zurück (außer im Bereich der Wendeöffnung), schneide sie vor allem im Bereich der stärkeren Rundungen senkrecht zur Naht ein.
Wende die Maske und bügle sie gut.
Nun kannst du entweder die Wendeöffnung mit einem Matratzenstich schließen oder rundherum die Maske absteppen. Ich habe mich für den Matratzenstich entschieden.
Falls du die Augenpartie noch nicht auf die rechte Stoffseite übertragen hast, tu das nun. Anschließend nähst du mit zum Stoff passender Garnfarbe mit Geradstich ein paar mal um die eingezeichneten Augen herum (am besten ca. 1 – 2 mm außerhalb der eingezeichneten Linie, sonst werden die Augenausschnitte zu klein, da man nur mit etwas Abstand zur Naht die Augenpartie ausschneiden kann).
Schneide dann vorsichtig die Augen aus, ohne in die Naht zu schneiden.
Die Maske ist fertig!
Superheldenanzug:
Du benötigst dehnbaren, am besten bi-elastischen Stoff (ich habe Sommersweat gewählt), dehnbaren Stoff für den Kragen und einen unsichtbaren Reißverschluss, am besten farblich passend zum Stoff. Ich habe einen schwarzen genommen, da es in unserem Geschäft hier vor Ort rote nicht in der passenden Länge gab. Für Gr. 104 habe ich einen 30 cm langen Reißverschluss genommen und das An- und Ausziehen ist bei dieser Länge völlig unproblematisch.
Für den Anzug musst du dir zunächst ein Schnittmuster basteln. Das geht am besten, wenn du eine Leggings mit einem eng sitzenden Shirt kombinierst. Ich habe mich hier für die Leggings himmlische Beinchen Luise entschieden. Diesen Schnitt von Himmelblau nähe ich eh oft und für diesen Anzug hat er sich besonders angeboten, weil ich weder vorne noch an der Seite eine Naht haben wollte. Der Anzug hat also nur eine Beininnennaht, Ärmelnähte und eine Rücken-/Gesäßnaht.
Für das Oberteil habe ich meinen eigenen Schnitt Immergrün (Freebook) verwendet, allerdings stark verschmälert, damit es wirklich eng sitzt. Der Shirtschnitt ist im Original ja nicht so eng wie ein Badeanzug, hier für den Superheldenanzug soll es aber fast so eng sitzen ...
Ich habe also geschaut, wie eng es sein muss, damit es in etwa an die Leggings passt. Dann habe ich noch ein paar zu klein gewordene, aber gerade noch passende enge Shirts auf den Schnitt aufgelegt und somit nochmal die optimale Weite herausgefunden.
Für meine Tochter mit Größe 104 und BU von 92/98 habe ich dann Weite 74 ausgewählt. Die Schulterpartie habe ich separat ausgeschnitten und hier Schulter und Armausschnitt von 92 gewählt. Der Ärmel ist an der Armkugel eine 92 und geht dann recht schnell zur 74er-Weite über. Die Länge des Ärmels entspricht der 104er Länge. Der Halsausschnitt entspricht der 104 + 5 mm mehr NZ (wie im Freebook für den Rollkragen empfohlen), hier hätte ich aber lieber noch eine kleinere Größe wählen können, dann würde der Kragen noch schöner anliegen. Und da man den Kragen ja nicht über den Kopf ziehen muss, gibt es ja auch beim Anziehen keine Probleme bei einem etwas engeren Halsausschnitt. Das fertig angepasste Vorder-/Rückenteil habe ich ein weiteres mal ausgeschnitten, sodass ich einmal Vorderteil und einmal das Rückenteil habe.
Der Kragen ist der Rollkragen in Gr. 104, aber um die Hälfte gekürzt. Hier würde ich auch bei einem nächsten Anzug nicht ganz so stark kürzen, vielleicht nur ein paar Zentimeter. Die Tochter hat sich nämlich beschwert, dass der Kragen bei Ladybug viel höher sei.
Bevor man dann endlich den Anzug zuschneiden kann, sollte man noch das Shirt entsprechend kürzen. Hier muss man unbedingt die Rumpflänge des Kindes beachten und am besten ausmessen. Am besten geht das, wenn das Kind eine Leggings gleichen Schnittmusters trägt, dann kann man ganz gut von Schulter bis Schrittnaht messen und diese Länge auf die Schnittteile übertragen. Bei stark längselastischem Stoff kann der Schnitt im Rumpfbereich auch noch etwas kürzer sein. Zur Kontrolle kannst du auch nochmal die Länge Knöchel–Schulter messen und diese mit der Gesamtlänge des zusammengebastelten Schnittes vergleichen.
Nun legst du die auf diese Weise angepassten Schnittteile folgendermaßen auf den Stoff auf:
Man muss hierbei evtl. etwas tricksen. Leggingsschnittmuster sind meist im hinteren Bereich höher als im vorderen, da das Gesäß mehr Platz benötigt, das muss beim Anzug aber nicht so extrem sein. Ein bisschen Extralänge benötigt der Po zwar, aber manches gleicht sich durch den Brust- bzw. Bauchbereich (der mehr Länge benötigt als der Rückenbereich) wieder aus. Um trotzdem etwas Extralänge für das Gesäß zu bekommen, habe ich das Shirt-Vorderteil an den Bruch gelegt, die Leggings aber nicht im Bruch angelegt, sondern leicht schräg an den Bruch, sodass Gesäß und Rücken in einer Linie verlaufen. Letztendlich hat der Anzug der Tochter fast schon etwas zu viel Gesäßlänge bekommen, man könnte hier die Leggings also auch weniger schräg anlegen und hinten Leggings und Rückenteil mehr überlappen lassen.
Wenn du alles zu deiner Zufriedenheit platziert hast, schneidest du den Anzug im Bruch mit Nahtzugabe an allen offenen Kanten zu. Schneide auch die Ärmel zu. Markiere bei den Ärmeln die Schulter und beim Anzug markiere den untersten Punkt des Armausschnittes, an diese markierung trifft später die Ärmelnaht.
Nun kannst du zunächst den Stoff bemalen oder beplotten. Ein paar Hinweise zum Vorgehen und zur Größe der Kreise für einen Anzug im Ladybug-Design habe ich dir ja schon weiter oben im Beitrag gegeben. Achte bei den Ärmeln und Beinen darauf, sie gegengleich zu bemalen, das sieht dann nachher besonders stimmig aus. Beim Vorder- und Rückenteil sollten die Punkte eher symmetrisch sein, mit einigen Punkten direkt auf der vorderen und hinteren Mitte.
Wenn dein Stoff fertig vorbereitet ist, schließe zunächst die Schulternähte.
Danach nähst du den offenen Kragen rechts auf rechts an den Halsausschnitt an, die noch offene Seite versäuberst du.
Anschließend versäuberst du die kompletten Rückenkanten.
Nähe nun den Reißverschluss ein.
Nähe zuerst die eine Seite des Reißverschlusses rechts auf rechts ein.
Der Reißverschluss endet oben genau auf der mittleren Höhe des Kragens. Die Nahtzugabe der Kragennaht ist nach unten geklappt. Nähe den Reißverschluss am besten mit dem speziellen Nähfüßchen für nähtverdeckte Reißverschlüsse ein. Achte darauf, dass die RV-Zähnchen beim Nähen richtig zur Seite geklappt werden. AM unteren Ende des Reißverschlusses endet (oder beginnt) deine Naht ca. 1,5 – 2 cm oberhalb des ganz nach unten geschobenen Zippers.
Kennzeichne nach dem Einnähen auf der anderen Seite des Reißverschlusses die jeweilige Höhe für die Kragennaht und in meinem Fall auch die Position des mittigen Punktes.
Nähe die zweite Hälfte ebenfalls rechts auf rechts ein. Kontrolliere, ob sich alles öffnen und schließen lässt.
Wenn ja, klappe den Kragen um den RV herum (die rechten Stoffseiten zeigen zum RV) und nähe nun auch die Krageninnenseite fest.
Wende den Kragen auf rechts und nähe die Nahtzugaben des Halsausschnittes mit einem dehnbaren Stich zusammen.
Kontrolliere nochmal alles. Wenn du möchtest, kannst du die Kragennaht auch noch absteppen.
Schließe nun die restliche Gesäß-/Rückennaht, am besten mit einem Dreifachgeradstich, dann kannst du die Nahtzugaben auseinanderklappen.
Nähe soweit wie möglich an den RV heran. Sichere das obere Ende der Naht evtl. mit ein paar Querstichen (ohne Bild).
Schließe danach die Innenbeinnaht.
Nun kannst du die Ärmel vorbereiten. Läge diese rechts auf rechts und schließe die Ärmelnaht. Gerade bei kleinen Größen empfiehlt es sich, vorab den Ärmelsaum schon zu versäubern, dann geht später das Säumen leichter.
Danach setzt du den Ärmel in den auf links gewendeten Anzug ein. Die rechten Stoffseiten von Ärmel und Anzug zeigen zueinander, die Ärmelnaht trifft au die Markierung am Armausschnitt, die Schulternaht auf die Ärmelmarkierung.
Anschließend musst du nur noch Ärmel und Beine säumen (probiere ihn ggf. vorher schon einmal an, um die perfekte Länge festzustellen) und schon ist er bereit für den Superheldeneinsatz!
Dann hieß es bei der Tochter: »Tikki, verwandle mich! Jaaaa!«
ich habe meiner Tochter dann noch Bänder für die Haare und eine Tasche für ihr Zauberjojo gebastelt und schon war das Outfit komplett und die Tochter glücklich.
Die Tasche habe ich im Nachhinein auch noch mit Punkten gemalt, auf einigen Fotos seht ihr sie noch in der ersten Version ohne Punkte.
Die Haare haben wir übrigens mit lilafarbener und blauer Haarkreide gefärbt. Das war etwas zeitaufwändig, aber dafür ist die Kreide ja sehr unbedenklich, stinkt auch gar nicht und lässt sich leicht wieder auswaschen. Nur am Haaransatz direkt war es etwas kompliziert, die Farbe aufzutragen.
Da der Stoff beim Tragen leicht gedehnt wird, sieht man den (im ungetragenen Zustand unsichtbaren) Reißverschluss ein wenig. Ich finde das nicht so störend, aber ein roter RV wäre natürlich noch unsichtbarer.
Mit der Platzierung der Punkte war ich nicht so ganz hundertprozentig zufrieden, vorne an den Beinen ist so eine kleine Lücke entstanden, weil die obersten »Beinpunkte« etwas zu weit hinten gelandet sind, aber der Tochter ist das egal.
Sie liebt ihr Ladybug-Outfit und hat es bereits vier Tage in Folge ganztägig getragen (sogar mit Maske!). Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch in Zukunft noch oft das Kostüm aus der Karnevalskiste holen wird und sich in Ladybug verwandeln wird.
Und euch wünsche ich viel Spaß beim Nachnähen! Vielleicht könnt ihr mithilfe des Tutorials ja auch kleine Superhelden glücklich machen!
Eure
Kristina
- Schnittmuster: Himmlische Beinchen Luise von Himmelblau, Immergrün von Firlefanz (Freebook) und Superheldenmaske aus diesem Tutorial
- Stoff: Sommersweat, Bündchen und Jersey aus dem Stoffladen vor Ort.
- Verlinkt bei: Kiddikram, kostenlose Schnittmuster, Polonäse
7 Kommentare
@Imke
Hallo Imke,
danke für deinen Kommentar! Freut mich, dass dir die Idee gefällt! Gerade heute ist meine Tochter auch schon wieder in ihrem Anzug herumgesprungen … ihr ist es ganz egal, dass Karneval schon vorbei ist ;-) !
LG Kristina | Firlefanz
Dein Ladybug Kostüm ist echt super geworden. Meine Tochter liebt diese Serie auch und vielleicht nähe ich ihr auch mal einen so coolen Ladybug Anzug. Danke für das Teilen deiner Idee.
Lg Imke von LariLa.de