Colourblocking-Tutorial: Bunte Kleidung für graue Tage

Colourblocking-Tutorial: Bunte Kleidung für graue Tage

Wenn der November mal wieder so grau in grau ist, wie bei uns zur Zeit, bekomme ich immer das dringende Bedürfnis, bunte Kleidung zu nähen, um dem Grau da draußen etwas entgegenzusetzen ... perfekter Zeitpunkt also, um selbstgenähte Kleidung mit Colourblocking aufzupeppen.

Und nebenbei kann man auch noch Stoffreste verwerten oder sogar alte Schrankleichen endlich vernähen. Denn so mancher Uni-Stoff, dessen Farbe einem mittlerweile so gar nicht mehr gefällt, bekommt auf einmal eine ganz andere Wirkung, wenn er in Kombination mit anderen Farben vernäht wird.

Ich persönlich finde, dass Colourblocking aus Sweatstoffen oder anderen etwas dickeren Strickwaren besonders gut wirkt. Ideale Schnittmuster sind einfache Sweater, Hoodies, Sweatkleider oder Hoodiekleider. Am besten ganz ohne Teilungen, dann ist man besonders frei bei der Unterteilung fürs Colourblocking.

Von meinen Schnittmustern eignet sich die Haselnuss (Pulli und Kleid für Kinder Gr. 62 bis 164) ganz besonders gut fürs Colourblocking. Schon im Probenähen hatten so einige Probenäherinnen tolle Colourblocking-Designbeispiele gezaubert.

Daher zeige ich euch heute am Beispiel der Haselnuss, wie ihr ganz einfach Colourblocking anwenden könnt, und zwar in Form von drei breiten Blockstreifen. Die Anzahl drei ist immer super, weil so die Streifen schön breit werden, und ungerade Zahlen sehen immer stimmiger aus als gerade Zahlen.

So oder so ähnlich soll das fertige Ergebnis dann aussehen:

Ihr benötigt vom gewünschten Schnittmuster zunächst Vorderteil, Rückenteil und Ärmel. Wenn ihr einen Schnitt mit Bündchen an Saum und Ärmeln ausgesucht habt, dann legt euch hierfür ebenfalls die Schnittteile bereit. Wenn du die Haselnuss mit Raffung an der Schulter nähen möchtest, kannst du diese bereits an das Rückenteil kleben.

Nun geht es los mit dem Einzeichnen der Teilungslinien. Hier seht ihr schon einmal alle Teilungslinien beim Pulli. Wie ihr dahin kommt, erläutere ich nun Schritt für Schritt.

Übrigens: Die Haselnuss ist ein Pulli mit klassischen Ärmeln. Auch bei Oberteilen und Kleidern mit überschnittenen Ärmeln oder bei Raglanschnitten könnt ihr Colourblocking nach diesem Prinzip anwenden.

Bei den überschnittenen Schultern besteht lediglich die Besonderheit, dass man beim eigentlichen Ärmel nur noch zwei Farben braucht.

Nun empfehle ich dir, mit der obersten Teilung zu beginnen.

PULLOVER (Kleid siehe weiter unten):

Bei Pullis sollte sich diese Teilung immer einige Zentimeter unterhalb des Armausschnittes bzw. der Armkugel befinden. Hier habe ich ca. 1,2 cm Abstand gewählt, das ist fast etwas knapp. Ich würde eher in Kleinkindgrößen 2 – 2,5 cm und ab Gr. 116 – 164 ca. 3 – 5 cm empfehlen, damit sich die Nahtzugaben der Streifen an der Ärmelnaht später nicht zu sehr in die Quere kommen.

Nun ist es wichtig, dass du bei Vorder- und Rückenteil die Linie auf exakt der gleichen Höhe unterhalb des Armausschnittes einzeichnest.

 

Wenn du z. B. als Abstand zum Armausschnitt 3 cm gewählt hast, zeichnest du die Linie bei Vorder- und Rückenteil genau horizontal 3 cm unterhalb des Armausschnittes ein.

Beim Ärmel zeichnest du sie in dem Fall 3 cm unterhalb der Armkugel ein.

Jetzt misst du einmal die restliche Länge des Vorderteils (ohne Saumzugabe, falls diese schon enthalten ist). Falls dein Pulli mit Bündchen genäht wird, solltest du die fertige Bündchenhöhe addieren.

Wenn du den Rest gleichmäßig unterteilen möchtest, teilst du die gerade gemessene Höhe bis zur ersten Linie nun durch zwei und misst die halbe Höhe dann von der ersten Unterteilungslinie aus ab. Dies ist die Höhe für die zweite Unterteilungslinie.

Natürlich kannst du auch die Höhen variieren für ungleich hohe Streifen. Gerade wenn man mit Stoffresten arbeitet, kann man die Höhe natürlich an die Maße der Reste anpassen. Trotzdem empfehle ich keine zu großen Unterschiede, sonst wird es ggf. etwas unstimmig.

Nun bist du beim Pulli auch schon fertig mit den Schnitt-Vorbereitungen.

KLEID (ab ca. Gr. 128):

Was ist beim Kleid anders? In den kleinen Größen (bis ca. 116 / 122) gar nichts. Hier kannst du das Colourblocking genauso ausführen wie beim Pulli. In den größeren Größen (je nach Schnittmuster und Kleidlänge etwa ab Gr. 128) ändert sich die Vorgehensweise ein wenig. Damit die Colourblocking-Streifen bei einem Kleid in den größeren Größen (oder Damengrößen) gleichmäßig sind, solltest du zunächst die Gesamtlänge von Vorder- oder Rückenteil messen – und zwar die Länge Schulter – Saum.

Bei der Haselnuss kannst du dir das Ermitteln der Länge ersparen und einfach den Wert aus der Fertigmaßtabelle nehmen, oder du misst das Rückenteil, klappst es dafür an der Schultermarkierung um und hast unten die volle Länge inklusive Saum. Beachte, dass das Rückenteil bei der Haselnuss etwas länger ist als das Vorderteil. Im Bild siehst du das Rückenteil mit umgeklappter Schulter, das unter dem Vorderteil liegt.

TIPP: Nähst du einen Schnitt mit integrierten Saum- und Nahtzugaben, solltest du diese erst einmal abziehen bzw. nicht mitmessen und später bei den entsprechenden Teilen wieder dazugeben.

Nun teilst du durch die gemessene Gesamtlänge durch 3, um die Höhe der einzelnen Teile zu erhalten. Bei einem 60 cm langen Kleid sind also alle drei Colourblockingstreifen 20 cm hoch.

Natürlich kannst du auch hier die Farbstreifen in der Höhe variieren lassen, als Richtwert ist das Maß trotzdem ganz gut. Nun zeichnest du beim Vorderteil – oder Rückenteil, je nachdem welches Teil du gemessen hast – von der Schulterkante aus das errechnete Maß ab.

Nun schaust du, wie viele Zentimeter die Teilungslinie unterhalb des Armausschnittes liegt und zeichnest beim Vorder- bzw. Rückenteil die Linie an entsprechende Stelle (der Abstand zum Armausschnitt muss wieder identisch sein). Beim Ärmel muss der Abstand zur Armkugel wieder der gleiche sein wie bei Vorder- und Rückenteil zum Armausschnitt.

Von dieser ersten Linie aus zeichnest du nun auf allen drei Teilen die zweite Linie mit dem gleichen errechneten Maß ab. Nun bist du auch beim Kleid fertig mit den Vorbereitungen.

Du kannst den Schnitt jetzt an den Teilungslinien trennen und mit dem Zuschneiden beginnen. Vorab empfehle ich, die einzelnen Teile zu beschriften, damit du nicht durcheinanderkommst.

Jetzt kannst du jeweils alle unteren Teile in der gleichen Farbe zuschneiden, alle mittleren in der zweiten Farbe und alle oberen Teile in der dritten Farbe.

Und wichtig: Falls dein Schnitt Nahtzugabe enthält, musst du nun an den Teilungskanten selber Nahtzugabe hinzufügen!

Bei einem Schnitt ohne Nahtzugabe (wie bei der Haselnuss) fügst du wie gewohnt überall Nahtzugabe hinzu (außer an Kanten, die ggf. anders gekennzeichnet sind).

Wenn du einen Schnitt mit Bündchen nähst, schneidest du diese in der gleichen Farbe wie die unteren Teile zu.

Nähst du mit Kragen, Kapuze oder Ähnlichem, schneidest du dieses in der Farbe der oberen Teile zu (ohne Bild).

Ich empfehle dir noch einige Markierungen vorzunehmen, damit du beim Zuschneiden nicht durcheinanderkommst. Je nach Schnitt können andere Markierungen erforderlich sein.

Bei der Haselnuss markiere am besten jeweils im Bruch die Mitte der Abschnitte von Vorder- und Rückenteil. Ich empfehle jeweils eine unterschiedliche Markierung für oben und unten (z. B. Doppelknips oben, einfacher Knips unten), damit du beim Nähen weißt, welche Kante nach oben und welche nach unten kommt. Die Haselnuss ist ja leicht ausgestellt, und es kann schnell passieren, dass man hier etwas übersieht.

Evtl. macht es auch Sinn, Vorder- und Rückenteil unterschiedlich zu markieren. Hier in dieser Version der Haselnuss mit Bündchen sind aber hinteres und vorderes Mittelteil sowie hinteres und vorderes Unterteil identisch.

Auch beim Ärmel sind ggf. ein paar Markierungen hilfreich. Ich markiere mir hier jeweils einfach die Ärmelvorderseite der beiden unteren Teile mit einem Knips.

Bei symmetrischen Ärmeln sind diese Markierungen natürlich nicht nötig.

Wenn du alle Teile, die du für den gewählten Schnitt benötigst, zugeschnitten und entsprechend markiert hast, kannst du beginnen, die Colourblocking-Abschnitte aneinanderzunähen.

Ich beginne mit den Ärmeln und nähe erst die Armkugel ans mittlere Teil ...

... dann das untere an das mittlere Teil.

Stecke jeweils die Teile rechts auf rechts und schaue, dass die Außenkanten bündig aufeinanderliegen.

Genauso wie die Ärmel werden auch Vorder- und Rückenteil aneinandergenäht.

Wenn du willst, kannst du die Teile nun so lassen, oder du steppst die Nähte noch ab. Wähle hier am besten jeweils farblich passendes Garn. Ich habe hier mit einem Dreifach-Geradstich mit sehr langer Stichlänge (ca. 4 bis 4,2) abgesteppt.

Nun nähst du das Oberteil oder Kleid einfach nach Anleitung.

Beim Schließen der Ärmel- und Seitennähte musst du dann darauf achten, dass die Colourblocking-Nähte genau aufeinandertreffen. Stecke hier unbedingt sehr sorgfältig!

Und wenn du mit der Overlock nähst, empfehle ich, vorab die Nahtstellen mit einer kurzen Naht der Nähmaschine zu sichern, damit nichts verrutscht.

Nun fehlt nicht mehr viel, und dein Colourblocking-Kleidungsstück ist fertig:

So entstehen immer wunderbare Unikate!

Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Nachnähen!

Hier sind noch einige Haselnuss-Inspirationen meiner Designnäherinnen:

Colourblocking für große Jungs von Mäusekönig und Lotti und kamajelat:

Colourblocking-Kleider von Fräulein Pippa und Sewing Snowy und Made by Jellee:

Wenn ihr auch Colourblocking-Haselnüsse näht, zeigt sie gerne in der Firlefanz DIY Gruppe, oder verlinkt sie in den sozialen Netzwerken mit #haselnussfirlefanz und #haselnusscolourblocking. Auch im Shop kannst du übrigens bei Produktbewertungen auch Bilder hinzufügen, so z. B. auch von einer coolen Colourblocking-Haselnuss: Ebook Haselnuss.

Lust auf noch mehr Ideen? Du kannst die Colourblocking-Streifen natürlich auch noch variieren, wie z. B. Romana von sie.naht bei der Hagebutte für Damen:

Romana hat die Streifen auf der Vorderseite zur Kleidmitte hin diagonal laufen lassen und den mittleren Streifen deutlich schmaler gemacht als das obere und untere Colourblocking-Teil.

Sieht auch toll aus, oder?

Ein paar Tipps zu asymmetrischem Colourblocking findest du hier:

Colourblocking Teil 2: Tutorial für asymmetrisches Colourblocking

Eure
Kristina

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1 Kommentar

Super .Vielen Dank 👍

Pauline Speidel

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